Die Corona-Krise hat hohe Wellen geworfen. Existenzängste bei Unternehmen und Einschränkungen bei der Bevölkerung. Grosse Veränderungen in der Wirtschaft und so auch im Bereich der Bildung. Aufgrund des notwendigen Umstiegs auf Fernunterricht, waren viele Schulen mit der Aufrüstung der IT-Lösungen konfrontiert. Schnelle Lösungen zu Video-Konferenz, Kommunikation, Dateiablage und eLearning wurden gefordert.
Diese Nachfrage haben Unternehmen wie Microsoft bereits antizipiert und Schulen adhoc beim Aufrüsten unterstützt. Die kurzfristige Lösung liegt auf der Hand. Nun stellt sich die Frage wie man die Bereiche Video-Konferenz, Kommunikation, Dateiablage und eLearning langfristig gestalten möchte. Und vor allem wie viel darf das Kosten? Bei der Selektion des richtigen Werkzeugs befindet man sich im Spannungsfeld zwischen Qualität, Kosten und Abhängigkeit. Zu tiefen Kosten und hoher Qualität erhält man Software-Lösungen, die Abhängigkeiten schaffen. Abhängigkeiten in Form von Unterstützung beim Opt-in (Einstieg), aber Schwierigkeiten beim Opt-out (Ausstieg oder Umstieg). Unabhängig sein, heisst offene Standards und Software einzusetzen. Zu jeder proprietären Software gibt es heute eine offene und unabhängige Variante. Nun möchten wir die Software der genannten Bereiche genauer anschauen und aufzeigen wie man zu tiefen Kosten eine qualitative und unabhängige Software-Lösung erhält.
Hier die genannten Bereiche:
Video-Konferenz
Der Fernunterricht fordert eine neue Modalität des Unterrichtens. Per Video-Konferenz spricht man mit den Schülern im virtuellen Klassenzimmer. Zoom, Teams, Skype oder Hangout kennen die meisten. Jitsi und BigBlueButton sind weniger bekannt, können aber genauso viel wie die Grossen. Gerade BigBlueButton ist für Schulen sehr interessant. Nebst dem Konferenz-Modul können auch Webinare mit Whiteboard und integriertem Präsentationsmodus durchgeführt werden.
Dateiablage
Bis anhin landeten die meisten PDF-Dateien an einer Schule auf dem Drucker. Nun müssen Sie in die Cloud, wo alle Lehrer und Schüler darauf zugreifen können. Aber wohin genau? Der Himmel scheint unendlich. Nebst den bekannten Anbietern wie OneDrive (Office365), Dropbox oder Google Drive gibt es auch hier eine äusserst interessante Option. Wir sprechen von Nextcloud. Wer wissen möchte wo seine Daten genau landen und stets die Kontrolle haben möchte, ist mit Nextcloud gut bedient.
Kommunikation
Vor 7 Jahren wurde Slack bei IT-Unternehmen zur Standardsoftware für zeitnahe Kommunikation. Ein Chat-Programm, das durch die simple Erstellung von Gruppen-Chats (Channels) überzeugte. Daraus ist dann das Konkurrenzprodukt Microsoft Teams entstanden. Doch auch hier gibt es namhafte Produkte wie Mattermost, Nextcloud Talk, Riot oder RocketChat, die unabhängig sind und die gleichen Funktionen bieten.
eLearning
Moodle ist eine mächtige und umfangreiche Software zur Gestaltung und Durchführung von eLearning. Die Software wird bereits von namhaften Unis und Hochschulen eingesetzt und profitiert von einer aktiven Community, die das Projekt weiterentwickeln. Die Bedienung ist zu Beginn gewöhnungsbedürftig und erfordert Einarbeitungszeit. Jedoch ist gerade bei der aufwändigen Gestaltung von Unterrichtsmodulen die Unabhängigkeit der Plattform ein grosser Vorteil.
Komplettlösung
Kombiniert man die aufgelisteten Produkte miteinander, hat der Benutzer sehr viel Komfort. Der Schlüssel um diese Produkte miteinander zu kombinieren ist das Login. Ein Anbieter, der unter einer Login-Maske alle diese Software-Lösungen vereinen kann, ist zu bevorzugen. Und auch hier gibt es bereits namhafte Unternehmen, die eine Komplettlösung anbieten.
Onschool von der Firma Liip und Infomaniak bietet Moodle, BigBlueButton, Dateiablage sowie eine Kurs- und Benutzerverwaltung. Also alles was man sich zurzeit als Schule wünscht. Ausserdem erhält man das ganze aktuell gratis.
Der Open Education Server ist ein Angebot von CH-Open. Der Verein setzt sich in der Schweiz für offene Standards und Open Source Software ein. Der Open Education Server bietet eine Nextcloud Installation mit allen Funktionen zum Unterrichten.
Herausforderung
Nun kann man sich fragen von was diese freien Software-Produkte leben. Das Fundament ist eine aktive Community, also kompetente Entwickler und Benutzer, die Software gemeinsam weiterentwickeln. Die Inbetriebnahme solcher Software erfordert demnach hohe Kompetenz auf Seiten des IT-Anbieters. Ein Anbieter der sich auf die Produkte von Microsoft, Google und Co fokussiert hat wird Mühe haben, diese Open Source-Werkzeuge zu unterstützen. Es fehlt Erfahrung und Wissen. Das ist im Moment so, wird sich aber in naher Zukunft verändern. Open Source Software hat in den vergangenen Jahren einen grossen Sprung nach vorne hingelegt. Die Benutzerfreundlichkeit der Produkte, oft auch die Achilles-Ferse, hat sich verbessert. Der Anwender ist auch hier ins Zentrum der Anforderungen gerückt.
Wir sind gespannt welche Entwicklungen bevorstehen, sind aber überzeugt, dass Open Source Software und die hier genannten Lösungen an Beliebtheit gewinnen werden.